griechische Schrift.

griechische Schrift.
griechische Schrift.
 
Wohl gegen Ende des 11. Jahrhunderts v. Chr. übernahmen die Griechen die Buchstabenschrift von den Phönikern. Das Alphabet hatte nur 22 Buchstaben, darunter keine Zeichen für Vokale. Dieses Uralphabet wurde von den Griechen - in den einzelnen Staaten jedoch unterschiedlich - ergänzt und verändert. Entscheidend war die überall durchgeführte Regelung, fünf für die griechische Sprache entbehrlichen Konsonantenzeichen des phönikischen Alphabets als Vokalzeichen zu verwenden: Aleph = a, He = e, Jod = i, Ain = o, Waw (Vau) = und Während diese Regelung überall durchgeführt wurde, unterschieden sich, abgesehen von dem archaischen Alphabet der Inseln Thera, Melos und Kreta, zwei Alphabetgruppen v. a. in der Verwendung der Zusatzzeichen Χ und Ψ: 1) die westgriechische Gruppe (Χ = ks, Ψ = kh, H behielt den Lautwert [h]); zu ihnen gehörte auch das Alphabet der Stadt Chalkis auf Euböa, ihrer Kolonie Cumae und ihrer Tochterstädte in Unteritalien; von daher leitet sich - wohl unter Vermittlung durch die Etrusker - das lateinische Alphabet her; 2) die ostgriechische Gruppe (Χ = ks, Ψ = ps). Die einzelnen lokalen Alphabete unterschieden sich ihrerseits wieder in der Verwendung einiger Zeichen; dabei kamen einige Buchstaben außer Gebrauch, weil die betreffenden Dialekte die entsprechenden Laute verloren, so z. B. Heta H [h]. Das dadurch frei gewordene Zeichen H wurde im Ionischen zur Bezeichnung des Vokals Eta [ε:] im Unterschied zu Epsilon [ε] und Epsilon-Iota [e:] verwendet. Ebenso wurde Omega [ɔ:] von Omikron [o] unterschieden, während der Laut [u] nun durch Omikron plus Ypsilon bezeichnet wurde, weil Ypsilon infolge der Lautentwicklung des Dialekts den Lautwert des Ü [y] bekommen hatte. Dieses jüngere ionische Alphabet wurde 403 v. Chr. amtlich in Athen eingeführt und bald allgemein im gesamten griechischen Sprachbereich gebräuchlich. Ursprünglich wurden nur Majuskeln verwendet (zunächst eckig als Kapitalschrift, dann mit Rundungen als Unzialschrift, später mit unterschiedlicher Buchstabenbreite und -höhe), so auf Inschriften und als Buchschrift, doch erschien seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. eine (auf Papyri erhaltene) Briefschrift des täglichen Lebens (Kursive). Seit der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts n. Chr. trat die Minuskelschrift auf, aus der die kleinen Buchstaben entstanden. Die heutigen Druckbuchstaben gehen auf die Formen der jungen Minuskel zurück, die seit dem 13. Jahrhundert üblich war. In Mailand wurden 1476 die ersten griechischen Lettern hergestellt.
 
Die Griechen benutzten Buchstaben als Zahlzeichen (so Alpha für 1, Beta für 2 usw., Iota für 10 usw., Kappa für 100); dabei haben sich verloren gegangene Buchstaben erhalten.
 
Die Lesezeichen auf den anlautenden Vokalen, der Spiritus lenis ' (zur Bezeichnung des unbehauchten Vokaleinsatzes) und der Spiritus asper ̒ (zur Bezeichnung des behauchten Vokaleinsatzes), sowie die drei Akzentzeichen Akut ́, Gravis ̀ und Zirkumflex ̃ wurden erst um 200 v. Chr. von alexandrinischen Grammatikern eingeführt und kamen seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. häufiger vor; die uns geläufigen Spiritus und Akzente entstanden zusammen mit der Minuskelschrift.
 
Aus der Minuskel des 17. Jahrhunderts hat sich unter Anlehnung an die lateinische die neugriechische Schreibschrift entwickelt.
 
 
A. Kirchhoff: Studien zur Gesch. des griech. Alphabets (41887, Nachdr. 1973);
 V. Gardthausen: Griech. Palaeographie, 2 Bde. (21911-13, Nachdr. Leipzig 1978);
 W. Schubart: Palaeographie, Bd. 1: Griech. Palaeographie (1925, Nachdr. 1966);
 A. Bömer u. W. Menn: Die Schrift u. ihre Entstehung, in: Hb. der Bibliothekswiss., begründet v. F. Milkau, Bd. 1 (21950);
 J. Friedrich: Gesch. der Schrift (1966);
 H. Hunger: Schrift, in: Der kleine Pauly, hg. v. K. Ziegler, Bd. 5 (1975);
 E. Schwyzer: Griech. Gramm., Bd. 1 (51977);
 Alfred Schmitt: Entstehung u. Entwicklung von Schrift (1980);
 D. Jackson: Alphabet. Die Gesch. vom Schreiben (a. d. Engl., 1981);
 A. Heubeck: Die Würzburger Alphabettafel, in: Würzburger Jb. für die Altertumswiss., N. F. Jg. 12 (1986);
 M. Bernal: On the transmission of the alphabet to the Aegean before 1400 B. C., in: Bulletin of the American Schools of Oriental Research, Bd. 267 (Jerusalem 1987).

Universal-Lexikon. 2012.

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